Der erste Aargauer Reis vom Wasserschloss Brugg

Die gute Nachricht: In zehn bis 20 Tagen ist es soweit, das Reisfeld beim Wasserschloss in Brugg kann geerntet werden. Die schlechte Nachricht: Die Ertrag wird noch nicht optimal sein. «Es war ein sehr schwieriges Jahr!», sagt Thomas Walter, Forschungsleiter von Agroscope, der Forschungsanstalt des Bundes.

Zuerst setzte der kalte Mai mit seinen frostigen Nächten dem Reis zu. Dann vernichteten Stockenten, die im Wasser nach Larven und Würmern gründelten, ein Drittel der aufkommenden Pflanzen. Und schliesslich breitete sich ein Unkraut – die Hühnerhirse – massenhaft aus, was Thomas Walter und seinem Team rund 200 Jätstunden bescherte.

Ich bin schon das ganze Jahr nervös.

Thomas Walter, Forschungsleiter von Agroscope

Der Reis trotzte schliesslich aber allen Widrigkeiten und gedieh doch noch. Im Trockenen ist die Ernte aber noch nicht. «Es könnte ein früher Wintereinbruch kommen. Oder Hagel. Ich bin schon das ganze Jahr nervös.» Sollte das Wetter aber keine allzu grossen Kapriolen machen in den nächsten Wochen, dürften drei bis vier Tonnen Rohreis in Brugg geerntet werden. Dieser kommt dann in den Verkauf unter dem Namen «Wasserschloss-Reis».

Reis

Reis

Symbolbild by ImageParty from Pixabay

Was den Anbau und den Ertrag betrifft, hat der Reis aus dem Kanton Aargau also noch Luft nach oben. Beim Versuch geht es aber nur in zweiter Linie um den Reis. Wichtiger ist für Thomas Walter, die Artenvielfalt zu fördern. «Wir wollten wissen, ob das Reisfeld ein Ersatz-Biotop für seltene Pflanzen und Tiere sein kann.» Diesbezüglich seien die Erwartungen übertroffen worden. «Für die Biodiversität ist das Feld ein Vollerfolg.»

Thomas Walters Liste der Pflanzen und Tiere, welche sich im Reisfeld entwickelten, ist lang. 26 verschiedene Libellenarten fand der Forschungsleiter, darunter die seltene Schabrackenlibelle (Larvenhaut oben im Bild). «Das lockte Libellenfreunde aus der ganzen Schweiz ins Wasserschloss.» Im Feld fühlen sich aber auch viele Vögel, Spinnen und Frösche wohl. «Der Höhepunkt ist sicher der Laubfrosch.» Ihm seien die Tränen gekommen, als er die ersten Laubfrösche entdeckt habe.

Im Wasser gedieh derweil nicht nur Reis, sondern es wuchsen auch stark gefährdete und potenziell gefährdete Plfanzen wie das schwarzbraune Zyperngras, die Teichlinse oder die ovale Kopfbinse.

Wenn in zehn bis 20 Tagen aber die Reisernte mit der grossen Mähmaschine stattfindet, geht es den einen oder anderen Pflanzen oder Tieren an den Kragen. «Ein Teil wird sterben. Die Laubfrösche sind aber schon in die Auen weitergewandert, die Wasserfrösche leben eher am Rande und ein Grossteil der Libellen ist fortgeflogen.»

Für Forschungsleiter Thomas Walter ist klar: Der Reis-Versuch in Brugg soll in eine zweite Runde gehen. «Wir möchten nächstes Jahr fortfahren mit einem doppelt so grossen Reisfeld. Dann lohnt sich der Anbau kommerziell auch mehr.» Der Antrag auf die Weiterführung des Versuchs sei gestellt. «Ich bin zuversichtlich. Es wäre ja blöd, jetzt aufzuhören.»

Quelle: SRF

30.9.2019

Der Versuch

Schon an verschiedenen Orten in der Schweiz testete der Bund den Reis-Anbau. Mit 120 Aren (grösser als ein Fussballfeld) ist das Reisfeld in Brugg aber der bisher grösste Versuch. Der Bund wendet das Nassverfahren an, die Felder werden also geflutet, das Wasser wärmt den Boden.

Der Reis als Produkt ist beim Versuch aber zweitrangig. Im Vordergrund steht die Frage, ob ein Reisfeld ein Biotop für seltene Pflanzen und Tiere sein kann.

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