Tag gegen Lärm: Messungen im Aargau weisen hohe Lärmbelastung nach

Lärm stört, macht uns krank und kostet. Und Lärm geht uns alle an – als Betroffene und Verursacher. Heute Mittwoch, 24. April 2019, am Tag gegen Lärm, stehen in der Schweiz unter dem Motto "Laut ist out!" das unnötige und störende Fahrverhalten von Sportwagen und Motorrädern mit Klappenauspuffen im Fokus.

Im Aargau hat der Kanton an drei Wochenenden im April 2019 Messungen durchgeführt und festgestellt: Die laute Fahrweise einiger Verkehrsteilnehmenden führte zu einer erheblichen Lärmbelastung.

Das unnötige und störende Fahrverhalten von Sportwagen und Motorrädern mit Klappenauspuffen ist eine Erscheinung an schönen Wochenenden oder in den Abendstunden. An kurvenreichen Juraübergängen leiden die anstossenden Dorfbewohnerinnen und -bewohner unter dem Lärm von heulenden Motorrädern, die mehrmals rauf- und runterfahren.

Anwohnerinnen und Anwohner sowie Erholungssuchende entlang beliebter Motorradstrecken kennen das Problem: Bei schönem Töff-Wetter leiden sie unter einer lärmigen Geräuschkulisse durch ein paar wenige rücksichtslose Motorradfahrerinnen und -fahrer.

In städtischen Zentren ist das sogenannte "Auto-Posen" beliebt. Dabei drehen Fahrerinnen und Fahrer von Luxus-Sportwagen und anderen PS-starken Boliden immer die gleichen Runden. Oft lassen sie den Motor aufheulen und rasen ein kurzes Stück – nicht selten angestachelt von jungen Car-Spottern, die sich freuen, wenn sie ein solches Fahrzeug vor die Handy-Linse bekommen.

Solches "Corso-Fahren" verursacht viel unnötigen Lärm und belästigt die betroffene Bevölkerung. Nicht nur Städte sind davon betroffen, es gibt auch immer mehr solcher "Protzer-Strecken" im ländlichen Gebiet. Kurvige Passstrassen sind da bei den Fahrzeuglenkenden besonders beliebt.

Wie laut ein Fahrzeug ist, kommt sehr auf den Menschen an, der im Sattel beziehungsweise hinter dem Lenker sitzt. "Beschleunigungsorgien" in kleinen Gängen sowie ein hochtouriger und immer an der Geschwindigkeitslimite orientierter Fahrstil – das ist in der Regel sehr laut. So überschreitet der Töfflärm häufig den massgebenden Grenzwert und ist sogar lauter als der Lärm der meisten Lastwagen.

Insbesondere in der Nacht, wenn das Ruhebedürfnis der Menschen am grössten ist, weckt eine Einzelperson mit ihrem Vergnügen nach einem lauten Auftritt zahlreiche Anwohnende. Neben dem Fahrstil sind Vorrichtungen am Fahrzeug, die hauptsächlich darauf abzielen, das Fahrzeug lauter zu machen – wie die erwähnten Klappenauspuffe – ein grosses Problem. Werden die steuerbaren Auspuffklappen geöffnet, röhrt der Motor ungedämmt.

Messungen im April 2019

An drei Wochenenden im April 2019 hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) Messungen durchgeführt und dabei in anonymisierter Form von Motorrädern und Sportwagen die Fahrzeugkategorie, den Maximal-Lärmpegel und das -Tempo registriert. Ein Beispiel: An der Benkenstrasse in Oberhof waren an einem schönen Samstag rund 800 Motorräder unterwegs. 45 Prozent von ihnen fuhren mit überhöhter Geschwindigkeit und 15 Prozent mit einer sehr lauten Fahrweise.

Die Pegeldifferenzen zwischen einer leisen und einer lauten Vorbeifahrt mit Tempo 80 betrugen bis zu 20 Dezibel. Bei Sportwagenfahrern wurde ein ähnliches Fahrverhalten festgestellt. Zahlenmässig ist der Anteil an Sportwagen allerdings deutlich kleiner. Die laute Fahrweise einiger Verkehrsteilnehmenden führte zu einer erheblichen Lärmbelastung. Zumindest waren die Fahrerinnen und Fahrer zwischen 9 und 20 Uhr unterwegs, womit sich wenigstens keine Nachtruhestörung feststellen liess.

Durch eine umweltschonende und rücksichtsvolle Fahrweise mit tiefen Drehzahlen kann viel unnötiger Motorenlärm verhindert werden. Gerade an lärmsensiblen Orten zu lärmsensiblen Zeiten ist Rücksicht angesagt. Eine angepasste Fahrweise nützt allen: Erholungssuchenden, Anwohnenden und auch den Motorsportbegeisterten selbst, denn so können Strassensperrungen und Geschwindigkeitsreduktionen vermieden werden. Halten sich alle an das Motto "Laut ist out!", steht dem Fahrspass nichts mehr im Wege.

Infos zur Kampagne: www.tag-gegen-laerm.ch

Fortschritt der Strassenlärmsanierung – 100 Kilometer lärmarme Beläge eingebaut

Der Kanton Aargau ist weit fortgeschritten mit der Strassenlärmsanierung. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat der Kanton bereits 175 Millionen Franken in die Strassenlärmsanierung investiert. Wenn man die in den Strassenbauprojekten anfallenden Kosten für lärmarme Beläge und verkehrsberuhigenden Massnahmen wie Eingangspforten und Kreisel mitrechnet, sind es sogar 240 Millionen Franken. Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten werden es gegen 220 respektive 340 Millionen Franken sein.

Seit einigen Jahren liegt dabei das Augenmerk vor allem in der Realisierung von Massnahmen direkt an der Quelle. Der Kanton Aargau ist im schweizweiten Vergleich die Nummer 1 der Deutschschweizer Kantone beim Einbau lärmarmer Strassenbeläge. Auf sämtlichen Strassenabschnitten innerorts werden systematisch lärmarme Beläge eingebaut, um lästigen und gesundheitsschädigenden Verkehrslärm effektiv zu reduzieren. Diese Strassenabschnitte entsprechen dem Bau- und Erhaltungsfortschritt der Strassenerneuerung und betragen auch zukünftig jährlich rund 10 bis 15 Kilometer.

Bis heute sind insgesamt schon 100 der total 480 Innerortskilometer im Kanton Aargau mit lärmarmen Deckbelägen ausgerüstet. Davon zirka ein Drittel mit Belägen der neuesten Generation (SDA 4), die beim Einbau eine Lärmreduktion von bis zu 7 dB(A) und nach Ablauf ihres Lebenszyklus' eine solche von noch 3 dB(A) im Vergleich zu einem herkömmlichen Strassenbelag erreichen. Eine Lärmreduktion von 3 dB(A) kommt aus akustischer Sicht einer Halbierung der Verkehrsmenge gleich. Bereits über 100'000 Personen profitieren von der lärmmindernden Wirkung dieser Beläge.

Aber leider nützen lärmarme Beläge herzlich wenig, wenn Auto-Poser ihre Pferdestärken zum Klingen bringen und ihre Klappen öffnen. Trotzdem ist die Strassenlärm-Bekämpfung kein Kampf gegen Lärm-Windmühlen, denn die Massnahmen nützen bei der überwiegenden Mehrheit der Verkehrsteilnehmenden.

Quelle: Kanton Aargau

24.4.2019

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen das beste Erlebnis zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.