Recylingmaterial für die Sanierung der Aargauer Strassen
Der Kanton Aargau mit rund 1'150 Kilometern Kantonsstrasse möchte Vorbild sein für den Einsatz von Recyclingbaustoffen im Strassenbau. Anhand eines Pilotprojekts zeigt der Kanton auf, dass sich Recyclingbaustoffe für die meisten Anwendungen im Strassenbau eignen und verglichen mit sogenannten Primärmaterialien gleichwertig sind. Die Abteilung Tiefbau wird die bisherige Praxis zur Förderung des Recyclings beibehalten und zukünftig verstärken.
Der Kanton Aargau möchte eine Vorbildfunktion bei der Förderung und beim Einsatz von Recyclingbaustoffen im Strassenbau und -unterhalt einnehmen. Bereits heute werden recycelte Materialien beim Strassenbau im Aargau gefördert: Bei Ausschreibungen wird ein hoher Recyclinganteil mit einer besseren Bewertung honoriert. Zudem lässt der Kanton bei den Strassenbelägen teilweise einen höheren Recyclinganteil zu, als dass dies die Schweizer Norm vorsieht.
Pilotprojekt in Würenlos
Gemeinsam mit der Branche (Verband der Kies- und Betonproduzenten VKB Aargau, Baumeisterverband Aargau und arv Baustoffrecycling Schweiz) startete der Kanton Aargau im Frühjahr 2018 ein Projekt in Würenlos. An einer Baustelle sollte aufgezeigt werden, was heute möglich ist ‒ ohne Abstriche bei der Qualität zu machen. Für das Pilotprojekt wurden zwingend Baustoffe mit hohen Anteilen an Recyclingmaterialien verlangt. Diese lagen jeweils an der oberen Grenze der Normen oder sogar darüber.
Damit basiert das Projekt auf der kantonalen Recyclingstrategie und entspricht auch den Leitsätzen des Ressourcen Trialogs. Mit dem Ressourcen Trialog wurde zusammen mit massgebenden und von der Thematik betroffenen Verbänden und Institutionen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Politik ein breit abgestützter Dialogprozess über den Umgang mit Abfall, dessen Bedeutung als Ressource und die Rolle der verschiedenen Akteure geführt. Der Kanton hat zudem 2010 mit dem Verband der aargauischen Kies- und Betonbranche eine Strategie für mineralische Baustoffe erarbeitet und verabschiedet.
Recyceltes Baumaterial erfüllt alle Anforderungen
Das Pilotprojekt zeigte: Bei den Baumaterialien mit hohen Recyclinganteilen, wie dem Material für die Fundationsschicht und den Strassenbelägen, haben die Unternehmer die Anforderungen erfüllt und die gewünscht hohe Bauqualität erreicht. Eine nicht minder wichtige Erkenntnis: Die Materialien mit einem grossen Recyclinganteil sind nicht aufwendiger zu verarbeiten als Baumaterialien mit Primärmaterial.
Recyclingbeton für Wohnungsbau geeignet
Beim Betonbau konnte aufgezeigt werden, dass die Qualität für übliche Anwendungen wie Wohnungs- und Industriebau problemlos mit Recyclingbeton erreicht werden kann. Hingegen ist recycelter Beton nur bedingt geeignet für den Strassen- und Brückenbau. Hier müssen hohe Anforderungen erfüllt werden, denn diese Bauteile sind starken physikalischen und chemischen Einflüssen ausgesetzt – insbesondere im Winter durch die Schnee- und Eisbekämpfung mit Salz. Aber im Strassenbau wird, verglichen der Gesamtbetonproduktion, ohnehin wenig Beton verbaut; er spielt eine untergeordnete Rolle.
Positives Fazit der Projektbeteiligten
Mit dem Projekt konnte der Aargau in der Praxis aufzeigen, dass sich Recyclingbaustoffe für die meisten Anwendungen im Bauwesen eignen. Die Recyclingbaustoffe erfüllen die Anforderungen und sind gleichwertig gegenüber Primärmaterialien.
Die Abteilung Tiefbau hält an der bisherigen Praxis zur Förderung des Recyclings fest und wird sie in Zukunft sogar verstärken: Die heutigen Vorgaben für Strassenbeläge werden bestätigt und im Bereich von schwachbelasteten Flächen (Trottoir, Velowege) ist künftig eine zusätzliche Beigabe von bis zu 80 Prozent Recyclingmaterial möglich.
Die im Pilotprojekt gemachten Erfahrungen werden dokumentiert und anschliessend veröffentlicht. Weiter berät der Kanton Gemeinden, die sich für den Einsatz von Recyclingmaterial interessieren.
Quelle: Kanton Aargau
3.9.2019