Naturschutz bei der Schweizer Armee

Viele militärische Übungsgebiete befinden sich in abgelegenen Gegenden der Schweiz und weisen eine hohe Vielfalt an Tieren und Pflanzen auf. Manche sind gar zu Rückzugsgebieten für seltene Tier- und Pflanzenarten geworden. Mit dem Programm «Natur-Landschaft-Armee» engagiert sich das VBS für den Schutz der Lebensräume, Arten und Landschaftsmerkmale.

Das VBS ist mit 24'000 Hektaren Land sowie 7'500 Gebäuden und Anlagen einer der grössten Grundeigentümer in der Schweiz. Nebst Infrastrukturen für Verwaltung und Betrieb besitzt das VBS Waffen- und Schiessplätze, Kasernen und Flugplätze, Bunker, Zeughäuser, Höhen- und unterirdische Anlagen. Die durch das VBS genutzten Flächen sind ökologisch oft besonders wertvoll, weil sie abgelegen liegen oder vor anderen Nutzungsinteressen geschützt sind.

Aktuell sind 7'242 Hektaren Land des VBS, also fast ein Drittel der Gesamtfläche, als schützenswerte Lebensräume deklariert. Gemäss Auskunft von armasuisse Immobilien haben 66% der über 90 bedrohten Vogel- und Pflanzenarten der Schweiz ihren Verbreitungsschwerpunkt auf Armee-Arealen. Militäranlagen bieten somit eine einmalige Chance, die Biodiversität gezielt zu fördern.

Militär und Artenvielfalt

Die militärische Nutzung des Geländes beeinflusst die Umwelt, negativ wie auch positiv. Einerseits entstehen gerade wegen der Armee, beispielsweise auf Panzerpisten oder in Übungsdörfern, neue Lebensräume für seltene Tier- oder Pflanzenarten. Dazu gehören unter anderem Feuchtgebiete mit Amphibienlaichplätzen oder Flächen mit Pioniervegetation. Andererseits steht die Armee in der Verantwortung, negativen Auswirkungen auf Klima, Wasser, Boden und Biodiversität aktiv entgegenzuwirken. Nicht mehr genutzte Militäranlagen werden deshalb systematisch stillgelegt und bei Bedarf rückgebaut. Der Boden wird gesäubert und saniert.

Panzersperren als Lebensräume

Zum Inventar der Armee gehören unter anderem auch etwa 200 Geländeverbauungen – besser bekannt als Panzersperren – sowie stillgelegte Festungsbauten. Die «Toblerone» der Panzersperren stellen besonders wertvolle Lebensräume für Insekten, Kleinsäuger und Amphibien dar. Sie sind für die Tiere vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten im Mittelland wichtige Korridore. Ähnlich wie Steinhaufen, Holzbeigen oder Hecken fungieren sie nicht nur als Rückzugs- und Fortpflanzungsort, sondern schaffen einen ökologischen Verbindungsweg zwischen sogenannten Habitatinseln.

Natur aktiv schützen

Das VBS unternimmt viel, um bedrohte Arten zu erfassen und zu schützen. Beispielsweise wurden auf dem Waffenplatz Bure (JU) zwischen den unbefestigten Panzerpisten extra nicht gedüngte Brachflächen geschaffen. Somit werden die lokalen Bestände der bedrohten Heidelerchen stabilisiert. Auf dem Übungsplatz Gubel bei Menzingen (ZG) hat sich die Anzahl der Brutvogelarten verdoppelt, nachdem die Fichtenmonokultur in einen Pionierwald umgewandelt wurde.

Und der Waffenplatz Thun (BE) ist nicht nur ein Ausbildungsort für den Lehrverband Panzer und Artillerie, sondern auch ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung: die Tümpel auf dem Gelände bieten unter anderem Lebensraum für Kreuzkröten und Gelbbauchunken. Es ist offensichtlich: Die Armee verteidigt nicht nur das Land, sie schützt ganz gezielt wertvolle Lebensräume.

Langfristige Strategie

Seit 2012 lässt das VBS 26 seiner grössten Areale auf die Bestände der Brutvögel und Gefässpflanzen hin untersuchen. Dieses Biodiversitätsmonitoring hat 2018 gezeigt, dass auf Militärgeländen Vogelarten der Roten Liste mindestens doppelt so häufig brüten wie ausserhalb. Und auch bedrohte Pflanzenarten sind in Übungsgebieten der Armee deutlich häufiger vorzufinden als im Rest der Schweiz.

Die militärischen Areale sind für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität in der Schweiz also nachweisbar wichtig. Sie werden nicht intensiv landwirtschaftlich genutzt und trotzen dem Druck durch Siedlungen oder Verkehrsbauten. Mit dem Programm «Natur-Landschaft-Armee» (NLA) nimmt das VBS seine Verantwortung gegenüber der Natur wahr. Ziel ist, die Interessen der Landesverteidigung und des Naturschutzes bestmöglich aufeinander abzustimmen und langfristig die Naturwerte in der Schweiz zu erhalten und zu fördern.

Renaturierung Waffenplatz Thun

Naturschutz bedeutet nicht immer Samthandschuhe anzuziehen. Auf dem Waffenplatz Thun wird der Kampfpanzer Leopard jeden Januar im Auftrag des Naturschutzes als Gärtner eingesetzt. (Siehe Video)

Quelle: Schweizer Armee

10.7.2019

Renaturierung Waffenplatz Thun

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