Bei der Tabakprävention besteht Handlungsbedarf

Die Eidgenössische Kommission für Tabakprävention (EKTP) hat bis anhin den Bundesrat bei Fragen zur Tabakpräventionspolitik beraten. Ende Jahr wird sie ihre Arbeiten abschliessen und die Eidgenössische Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (EKSN) wird ab 2020 ihre Aufgaben aufnehmen.

Damit das Thema Tabakprävention in der Themenvielfalt der EKSN weiterhin einen hohen Stellenwert bekommt, verweist die EKTP auf den zukünftigen Handlungsbedarf und erinnert an die drei wichtigsten Ziele der Tabakprävention:

1) Nicht mit dem Rauchen beginnen (Einstieg in Konsum verhindern).

2) Mit dem Rauchen aufhören (Ausstieg aus Konsum fördern).

3) Dritte vor den gesundheitsschädigenden Auswirkungen des Rauchens schützen (Schutz der Bevölkerung vor Passivrauch).

Zielkonflikte lösen

Erster Zielkonflikt: Enorme wirtschaftliche Partikularinteressen der Tabakindustrie und ihrer Verbündeten stehen wichtigen Public Health-Interessen gegenüber. Es handelt sich dabei um vermeintliche wirtschaftliche Interessen, da die Profite einer Industriebranche die unvergleichlich höheren Verluste aller übrigen Industriezweige, die Gesundheitsschäden und den vorzeitigen Tod einer grossen Anzahl von Personen schon aus ethischen Gründen nicht zu kompensieren vermögen.

Wie die bisherigen Erfahrungen mit der Tabakindustrie zeigen, ist es ausserordentlich schwer, eine finanziell so mächtige, jedoch leid- und todbringende Industrie zu regulieren, deren legale Produkte ihre Konsumierenden abhängig machen und so hohe Profite erzielen. Dennoch ist Regulierung erforderlich.

Zweiter Zielkonflikt: Die öffentliche Diskussion um Schadensminderung, die zusätzlich von der Tabakindustrie mit ihrer neuen Werbungswelle ironischerweise vorangetrieben wird und wodurch sich die Tabakindustrie als Teil der Lösung anbieten möchte, muss sehr differenziert geführt werden. Denn die Hoffnungen, die in die Schadensminderung gesetzt werden, sind im Gegensatz zu den illegalen Drogen für den Tabakbereich nicht belegt. Dies nicht zuletzt, weil Tabakprodukte legal sind und die illegalen Drogen offensichtlich nicht, mit unterschiedlichen Folgen für die kommerzielle bzw. kriminelle Produkteförderung, und weil die Schadensminderung im illegalen Drogenbereich sich primär auf die verheerenden sozialen Auswirkungen und die übertragbaren Krankheiten und nicht auf die direkten Gesundheitsfolgen des Substanzkonsums an sich bezieht. Das Ausmass des Substanzkonsums und dessen Beziehung zu seinen gesundheitlichen Konsequenzen ist weder linear noch gibt es immer einen unbedenklichen unteren Grenzwert für den Konsum.

Regulierung der E-Zigarette

Elektronische Zigaretten (E-Zigaretten) werden von der Tabakindustrie als eines der alternativen Nikotinprodukte beworben. Sie werden als neue Lifestyle-Produkte vermarktet und gar als Rauchstopphilfen oder zumindest als Schadensminderungsprodukte angeboten. Im vorerst praktisch unreguliert Schweizer Markt können sie an Minderjährige verkauft werden und in geschlossenen öffentlichen Räumen konsumiert werden. Dies ist auch aus Sicht des Passivrauchschutzes hochproblematisch.

Zahlreiche Studien zeigen, dass der Konsum von E-Zigaretten zu negativen Folgen für die Gesundheit führt (beispielsweise Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Lungenerkrankungen). Der Nikotingehalt in den E-Zigaretten führt zu körperlicher Abhängigkeit. Für die Tabakindustrie aber bedeutet das Geschäft mit dem Nikotin als Suchtmittel ihr eigentliches Kerngeschäft. Über die langfristigen Gesundheitsrisiken der neuen Nikotinprodukte lassen sie die Konsumierenden – wie damals bei den Tabakzigaretten – im Unwissen.

Solange keine langfristig angelegten und vor allem unabhängigen Studien zur Wirkung auf die Gesundheit der Konsumierenden vorliegen, müssen die neuen Nikotinprodukte sowie ihre Zusatzstoffe streng reguliert werden.

Einfluss der Tabakindustrie

Betrachtet man das Handeln der Tabakindustrie genauer, zeigt sich eine Vielfalt an Praktiken zur Einflussnahme auf die Schweizer Gesundheitspolitik. Deshalb erstaunt es nicht, dass die Schweiz eines der letzten Länder ist, welches das 2004 vom Bundesrat unterzeichnete WHO-Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) noch nicht ratifiziert hat.

Die Hintergründe für die zögerliche Haltung des Parlaments liegen in der Tatsache, dass drei bedeutende Tabakkonzerne ihren globalen oder regionalen Hauptsitz in der Schweiz haben. Diese untergraben die gesundheitspolitischen Ziele des Bundesrates, üben Druck und somit Einfluss auf die politischen Akteure aus. Sie agieren geschickt, versteckt und hoch professionell.

Es gilt, den Einfluss der Tabakindustrie offenzulegen und diesen effizient zurück zu binden. Deshalb erwartet die EKTP, dass die zukünftige Kommission EKSN und die politischen Akteure alle Versuche zur Untergrabung der gesundheitspolitischen Ziele durch die Tabakindustrie untersagen, ihnen widerstehen und die angewandten Praktiken offenlegen.

Griffiges Tabakproduktegesetz – Reduktion der Gesundheitskosten

Mit 9500 Todesfällen pro Jahr ist der Tabakkonsum die häufigste vermeidbare Todesursache in der Schweiz. Gemäss der Umfrage «Gesundheit und Lebensstil», die im Jahr 2018 durchgeführt wurde, befürwortet die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung eine Verstärkung der strukturellen Massnahmen zur Tabakprävention, insbesondere bei der Werbung.

Die EKTP hofft, dass das neugewählte Schweizer Parlament nun die Chance ergreift und ein griffiges Tabakproduktegesetz verabschiedet, das zugleich die Ratifikation von FCTC ermöglicht. Dadurch können Abhängigkeiten, Krankheiten und Todesfälle vermieden werden. Ein griffiges Tabakproduktegesetz zum Schutz der Bevölkerung ist unabdingbar.

Quelle: Bundesamt für Gesundheit

18.11.2019

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